Markt Zell am Main

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Das Unterzeller Kloster - ein Frauenstift des Prämonstratenserordens

Das den Heiligen Maria und Caecilia geweihte Kloster wurde von Hermann von Lobdeburg, Bischof von Würzburg, durch Verlegung des dem Kloster Oberzell angegliederten Frauenkonvents gegründet.

Das Unterzeller Frauenkloster bestand von der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zu seiner Säkularisation im Jahr 1803 am nördlichen Ende des Dorfes Zell in der Gasse. Es war als Frauenstift des Oberzeller Prämonstratenserklosters wohl bald nach dessen Gründung im Jahre 1128 in Oberzell entstanden und im frühen 13. Jahrhundert mainabwärts verlegt worden.

Heute beherbergt das große Klosterareal zwischen Fahrstraße und Ludwig-Herrmann-Straße die Grundschule, die Seniorenheime, den katholischen Kindergarten, das kath. Pfarrzentrum, das Rathaus und die neue Ortsmitte mit Apotheke, Einkaufszentrum, Marktplatz, Cafés und Spielplätzen sowie die Feuerwehr.

Das Unterzeller Kloster ist heute im Zustand nach seiner Wiederbegründung im frühen 17. Jahrhundert erkennbar. Sehenswert sind das Propsteigebäude im Wirtschaftshof mit Brunnen und ehemaligem Waschhaus, in dem die jüdische Familie Rosenbaum im 19. Jahrhundert ihre Laubhütte unterbrachte (heute: Judenhof), die Kirchenruine mit dem 1971 eingerichteten Kirchenraum der heutigen Evangelischen Versöhnungskirche und Gärten mit Resten des einstigen Klosterkreuzganges sowie der Konventbau mit Kapitelhaus (heute: Klosterhof). Im Kapitelhaus befindet sich der sorgsam restaurierte Kapitelsaal von 1614. Gegenüber ist eine historische Herdstelle. Kapitelsaal und Küchenraum sind heute Eigentum der Marktgemeinde.

Ausführliche Informationen finden Sie auf drei Informationstafeln auf dem Areal des ehemaligen Unterzeller Klosters. Wir laden Sie ein, sich die drei Tafeln bei einem Spaziergang selbst anzuschauen. Tafel 1 finden Sie am unteren Eingangstor zum Bereich Judenhof (Mainuferstraße). Tafel 2 steht im Judenhof am Brunnen. Um die Tafel 3 zu betrachten, gehen Sie durch den Innenhof und den Garten der Evangelischen Versöhnungskirche in den Klosterhof.

Weitere Informationen: Homepage des Reiseführers des Prämonstratenser-Orden.

Das ehemalige Unterzeller Frauenkloster ist sehenswert, obwohl es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und die Gebäude ausbrannten.

Ein Blick in den schönen Garten der ehemaligen Klosterkirche - die heutige evangelische Versöhnungskirche - lässt noch die alten Bögen des ehemaligen Kreuzgangs der Unterzeller Nonnen erahnen.

Der Wirtschaftsbereich mit Propsteibau

Die nördliche Hälfte des Klosters Unterzell war von der 1. Hälfte des 13. Jh. bis zur Säkularisation von 1803 der Wirtschaftsbereich des Klosters. Das wasserreiche Areal wurde bei der Wiederbegründung des Klosters 1608 bis 1614 neu gestaltet. Bauherr war der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (reg. 1573-1617).

DER WIRTSCHAFTSHOF
Hauptteile des Wirtschaftsbereichs waren der Propsteibau und der vor dem Bau liegende Wirtschaftshof (heute: Judenhof). Hier residierten die Pröpste von Unterzell. Betritt man das Areal durch das Tor beim Dorf, lag zu Klosterzeiten linker Hand der Viehhof mit Stallungen für Pferde und Schweine. Hier befand sich auch eine Mühle. Im ehemaligen Waschhaus befindet sich seit dem 19. Jahrhundert eine historische Laubhütte der jüdischen Familie Rosenbaum. Auf der oben ersichtlichen Tatzschen Ansicht ist auch eine Pferdeschwemme und ein Brunnen, heute Judenhofbrunnen, zu sehen. Zu Klosterzeiten bot das heute sog. Echtertor den einzigen Zutritt zum Bereich der Klausur in der Südhälfte der Klosteranlage. Das heute fast verfallene Tor zeigte einst das Echterwappen und trug die Statue des Ordensbegründers Norbert von Xanten (1080/85-1134).

DER PROPSTEIBAU
Vermutlich wurde der zweiflügelige Bau mit dem repräsentativen Treppenhaus in der Mitte erst kurz nach dem Tod von Echter (1617) vollendet, denn am rechten Gebäudeflügel findet sich das Wappen seines Nachfolgers Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen (reg. 1617-1622). Ein bis heute namhafter Unterzeller Propst war Johannes Zahn (reg. 1692-1707), dessen Wappen uns im Areal mehrmals begegnet (Abb. unten). Zahn wurde 1692 von den Unterzeller Chorfrauen einstimmig zum Propst gewählt. Das kleine Echterwappen (Abb. unten) lässt sich im Mauerwerk des Unterzeller Klosters entdecken.

Info: Im Mainfränkischen Jahrbuch für Geschichte und Kunst 73 (2021) 69-103 finden Sie einen Beitrag von Dieter Fauth: Das Kloster Unterzell im Spiegel des Protokollbuches von Propst Johannes Zahn (1692-1707). Das Jahrbuch ist ab 12/2021 im Gemeindearchiv Zell einsehbar. (Offenes Archiv: Jeden 1. Donnerstag im Monat von 15.00 bis 18.00 Uhr).

Kapitelsaal und ehemalige Küche

Im ehemaligen Konventhof der Nonnen, dem heutigen Klosterhof, entstanden 2020 auf einer Fläche von 3.000 Quadratmeter moderne Wohnungen mit ganz besonderem Charme. Für die Marktgemeinde bestand 2018 die Möglichkeit, einen Miteigentumsanteil am Klosterhof 20 zu erwerben. Es handelte sich um den Kapitelsaal und die ehemalige Küche des 1803 säkularisierten Unterzeller Frauenklosters. Diese Räume sind laut Stellungnahme des Oberkonservators Hans-Christof Haas vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege der kunsthistorisch bedeutendste Bereich der gesamten Klosteranlage Unterzell.
Die bei der Sanierung entdeckten, dann freigelegten Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert sind neben dem originalen Stuck aus der Echterzeit, dem Renaissance-Portal, den Klosterhofsteinplatten im Vorplatz der Räume und dem alten Küchenbereich mit Kaminführung und Lehmbackofenbefund jetzt sichtbare und für die Öffentlichkeit gesicherte historische Details der geschichtsträchtigen Vergangenheit des Ortes. Auch mehrere Grabsteine des damaligen Unterzeller Friedhofs aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind im Eingangsbereich zu sehen. (Buch-Tipp: Dieter Fauth: Grabsteine vom Kloster Unterzell – Fenster in die Zeit des Spätbarock, Zell a. Main 2021, hrg. Markt Zell a. Main).
Der Kapitelsaal mit den verwendeten neuen und alten Baumaterialien vereint nach der Sanierung behutsam und durchdacht Vergangenheit und Gegenwart. Die große Herdstelle, der Lehmbackofen und die Wasserführung fast gleich daneben weisen auf diese Nutzung des Raums als Küche hin. Mit Übernahme der Räumlichkeiten eröffnen sich der Marktgemeinde vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Eines ist jetzt schon klar, der Markt Zell a. Main hat mit dem Erwerb des sanierten Objekts die Chance genutzt, die kulturhistorische Bedeutung des Zeller Klosterhofs für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen und zu bewahren.

Informationen zum Kapitelsaal

Zum Download als PDF: Zeller Kapitelsaal - Informationspunkt im Areal des ehemaligen Unterzeller Klosters.